Nachruf: Wolfgang Petersen
Wolfgang Petersen: Er wollte nie in Rente gehen
Am 12. August 2022 verstarb der deutsche Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Wolfgang Petersen im Alter von 81 Jahren. Mit 80 Jahren schmiedete der Regisseur von Kino-Blockbustern wie „Das Boot“, „Air Force One“ und „Troja“ noch eifrig Filmpläne. Er wollte nie in Rente gehen. Bis zuletzt war Petersen kreativ tätig. Bilanz ziehen war nicht sein Ding.
Der Mann, der mit Stars wie Clint Eastwood, Dustin Hoffmann, Harrison Ford, George Clooney und Brad Pitt Filme drehte, war nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebte. „Für mich geht der Blick immer mehr nach vorne. Ich schaue mir auch nur selten Filme an, die ich gemacht habe.“ Und dennoch im Rückblick bemerkt er: „DAS BOOT war ganz klar die große Wende in meinem Leben und meiner Karriere.“ Damals war Petersen Anfang 40.
„Das Boot“, dem die AdA ein Sonderheft gewidmet hat, „transportiert“ Petersen nach Hollywood. Kein deutscher Film bis dato, schon gar nicht deutscher Kriegsfilm, erhielt sechs Oscar-Nominierungen. Leider ging „Das Boot“ bei der Verleihung leer aus. „Gandhi“ unter der Regie von Richard Attenborough war der große Oscar-Abräumer.
Den Erfolg vom Boot weltweit schmälerte diese Tatsache nicht. Gerade in den USA war man mächtig beeindruckt von der Perfektion und Ausstattung „Made in Germany“. Den noch gänzlich ohne Computertechnik produzierten Film brachte Petersen an seine körperlichen Grenzen: „Ich war noch nie in meinem Leben so erschöpft wie nach diesem Film, das Einzige, was dem nahe kam, war viel später TROJA.“
Petersen hatte nicht nur bei der Produktion von „Das Boot“ ein Gespür für junge Talente; man denke an Herbert Grönemeyer, Uwe Ochsenknecht oder Jan Fedder. Für seinen „Tatort“-Krimi „Reife-Zeugnis“ (1977) holte er die junge Nastassja Kinski vor die Kamera und machte sie über Nacht berühmt. Oder Diana Kruger. Petersen gab der bis dahin unbekannten Schauspielerin in Rolle der schönen Helena an der Seite von Brad Pitt und Orlando Bloom im Historiendrama „Troja“.
Nach dem Film-Hit „Das Boot“ landete Petersen für die Bavaria in München noch zwei weitere Kassenhits: Das Fantasy-Märchen „Die unendliche Geschichte“ (1984) und den Science-Fiction-Film „Enemy Mine“ (1985). 1987 lies sich Petersen dann mit seiner Frau Maria in Los Angeles nieder.
Dort angekommen wurde sein Erstlingswerk in Hollywood gleich ein großer Kassenschlager: Der Politthriller „In the Line of Fire“ (1993) mit Clint Eastwood als Secret-Service-Agent. Schlag auf Schlag ging es weiter mit „Outbreak“ (1995) mit Dustin Hoffman, „Air Force One“ (1997) mit Harrison Ford, „Der Sturm“ (2000) mit George Clooney und das Mammutwerk „Troja“ (2004) mit Brad Pitt. Seine Luxusdampfer „Poseidon“ (2006) ging allerdings im wahrsten Sinne des Wortes in der Gunst der Kinobesucher unter. Der rund 160 Millionen Dollar teure Katastrophen-Thriller floppte weltweit.
Noch 2021 plante der rastlose Regisseur in seiner Heimat die Verfilmung einer Liebesgeschichte zwischen einem KGB-Agenten und einer jungen Ostdeutschen. Doch dazu kam es nicht mehr.
Kommentarbereich geschlossen.