Raumpatrouille Orion

Ein Märchen von Übermorgen

Am 17. September 1966 (Erstausstrahlung) startete die Raumpatrouille Orion zu phantastischen Reisen an den Rand des Universums. Die sieben Folgen in der ARD wurden zum Straßenfeger mit Einschaltquoten von über 50 Prozent. Die Fernsehkritiker haben die Serie übrigens gleich nach der Erstausstrahlung gnadenlos verrissen: “Pseudowissenschaftlicher Quatsch” und “Schwachsinn” waren die Kommentare.

Original handgeschriebener Text von F. Beckhaus zum Video oben.

Commander Cliff Allister McLane und seine Crew wurden dennoch über Nacht zu deutschen Serienhelden. Zum Team gehörten neben McLane (grandios gespielt von Dietmar Schönherr), Leutnant Tamara Jagellovsk (Eva Pflug als kühle und coole Sicherheitsoffizierin), Leutnant Mario de Monti (Wolfgang Völz), Raumüberwachungsoffizier Leutnant Helga Legrelle (Ursula Lillig), Bordingenieur Leutnant Hasso Sigbjörnson (Claus Holm) und Astrogator Leutnant Atan Shubashi (Friedrich Georg Beckhaus).

Die Bavaria-Studios in München hatten sich als Produktionsbetrieb fast übernommen. Die Gesamtkosten aller sieben Episoden lagen bei rund 3,5 Millionen D-Mark. Die Kosten kamen auch über eine Auslandsvermarktung nicht rein, da die Serie nicht in Farbe gedreht wurde.

Ein Planet aus Reis, Bohnen und Kaffee

Commander Cliff Allister McLane

Die „Spezialeffekte“ waren revolutionär. Der Planet Gordon, der von McLane zerstört wird, bestand in Wirklichkeit aus Reis, Bohnen und Kaffee. Er wurde mit Druckluft auseinandergepustet und in Zeitlupe gefilmt. Bei der Unterwasserbasis, von der die Orion startet, handelt es sich um den Königsplatz in München. Die Bebauung wurde abgedeckt und wo Himmel war, wurde die Orion hineinkopiert. Ein Lichtsturm wurde mit geworfenen Reiskörnern simuliert, im Highspeed-Verfahren aufgenommen und mit normaler Filmgeschwindigkeit wiedergegeben.

Die Unterwasseraufnahmen für den Start der Orion wurden in einem Labor für Strömungsversuche der Technischen Hochschule gedreht. Der Effekt der aufsteigenden Orion unter Wasser wurde mit Hilfe einer Alka-Seltzer-Tablette in einem Aquarium erzeugt. Damit die Blasen auch in die richtige Richtung verliefen, also von oben nach unten, wurde das Ganze mit einer auf dem Kopf stehenden Kamera gefilmt.

Legedär auch die Titelmusik von Peter Thomas

Das legendäre Bügeleisen

Bei der technischen Ausstattung der Zukunft griff man auf übliche Utensilien einer Küche und eines Bades aus den 60er Jahren zurück. Neben Duschköpfen und Bleistiftspitzern wurde das Bügeleisen legendär, das zu den Bedienelementen – wofür auch immer – gehörte. Auch Plastik-Trinkbecher wurden zur Deckenbeleuchtung der Orion umfunktioniert. Rolf Zehetbauer, der gekonnt die “Alltagsgerätschaften” einbaute, war später an Bavaria-Erfolgen wie „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“ sowie an Wolfgang Petersens Hollywood-Debütfilm „Enemy Mine“ beteiligt.

Produktion

Die Postproduktion dauerte wegen der umfangreichen Trickszenen fast ein Jahr. Produziert wurde die Serie in den Bavaria-Filmstudios in München. Mit mehr als 2000 Quadratmeter war die Halle 4/5 prädestiniert für Aufnahmen der großen Raumschiffsets und der Raumstationen, während in der 850 Quadratmeter umfassenden Halle die kleineren Kulissen wie z.B. McLanes Bungalow und das Starlight-Casino ihre Heimat fanden.

Handstrahlwaffe “HM-40” (Foto: Erhard Belz)

Von den 80 Tagen, die die Dreharbeiten in Anspruch nahmen, wurden nur drei Tage für Außenaufnahmen verwendet. Ursprünglich war geplant, in einer entsprechend öden Landschaft Islands zu drehen, doch letztlich wurde eine deutlich preiswertere Variante in einer Schutthalde in Peissenberg bei München gefunden, die diese Anforderungen, sehr zum Bedauern der Schauspieler, ebenfalls erfüllte. Für den Regierungssitz auf Chroma wählte man das Schloss Tutzing am Starnberger See.

Das Starlight Casino sollte ursprünglich den deutschen Namen “Polarlichter” bekommen. Die englischsprachige Bezeichnung kommt aber wesentlich eleganter daher. Die im Hintergrund durch die Scheiben sichtbaren Fische wurden im Aquarium des Berliner Zoos aufgenommen.

Kinofilm 2003

Leutnant Tamara Jagellovsk

Im Jahr 2003 wurden alle Episoden zu einem 90-minütigen Kinofilm mit dem Titel „Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino“ zusammengeschnitten. Der Kinofilm bestand aus einzelnen Echt-Szenen mit Übergängen zu neugedrehten Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Elke Heidenreich spielt die Nachrichtensprecherin Helma Krap, die dem Publikum über neueste Abenteuer der Orion berichtet.

Übrigens: Das neue Raumschiff der NASA heißt Orion. Das mit der ESA entwickelte Raumschiff kommt aber nicht an die Raumpatrouille heran: Es fliegt bestenfalls zum Mond oder zum Mars – aber landet sicher nicht auf Rhea.