70 Jahre Luftbrücke
„Hurra, wir leben noch.“
Die deutsche Geschichte zeigt an vielen Beispielen, dass in historischen Stunden Männer zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle die richtigen Entscheidungen getroffen haben. So auch bei der Berlin-Blockade vor 70 Jahren. Da wären der erste Regierende Bürgermeister des einst geteilten Stadt Berlin, Ernst Reuter, US-General Lucius D. Clay, Organisator der legendären Luftbrücke und einer seiner Piloten, der „Candy-Bomber“ Gail Halvorsen.
Die Meinungsverschiedenheiten der drei West-Alliierten (USA, Frankreich, England) mit dem Kriegsverbündeten Sowjetunion über die Zukunft des besiegten Deutschlands verschlechterten sich drei Jahre nach Kriegsende deutlich. Als Folge der wirtschaftlichen Einheit der drei Westzonen und der Währungsreform am 20. Juni 1948 eskalierte die Situation. Die Sowjets machten West-Berlin „dicht“ und verhängten über Bahn-, Wasser- und Straßenwege eine totale Blockade. Auch die Nahrungsmittel- und Stromversorgung aus dem Osten wurde eingestellt. Einzig drei Luftkorridore nach Westdeutschland boten sich an.
Am 28. Juni 1948 landeten die ersten Flugzeuge der Amerikaner und Briten mit Gütern für die Berliner Bevölkerung auf den Flughäfen Tempelhof und Gatow. In einer logistischen Meisterleistung unter Federführung von US-General William H. Tunner versorgten die Westalliierten die 2,1 Millionenstadt Berlin mit dem Notwendigsten aus der Luft – bis zum 12. Mai 1949. Unabhängig vom Ende der Blockade durch die Sowjets wurde die Luftbrücke noch weitere vier Monate bis in den Spätsommer 1949 fortgesetzt.
„… Ihr Völker der Welt!…. Schaut auf diese Stadt!…“
Seine Stimme hält der Aufregung kaum Stand, doch Ernst Reuter achtet am 9. September 1948 vor dem zerstörten Reichstag nicht darauf: „Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt!“ Es ist ein Hilferuf des ersten West-Berliner Bürgermeisters.
Monate zuvor hatte Reuter dem zweifelnden Luftbrücken-Organisator US-General Clay versichert:
„Kümmern Sie sich um die Luftbrücke. Ich kümmere mich um die Berliner.“
Es war der amerikanische Militärgouverneur General Lucius D. Clay, der am 25. Juni die Errichtung einer Luftbrücke befiehlt. Der General war sowieso ein Vertreter einer harten Linie gegenüber den Sowjets. Eine seiner Aussagen: „Die verstehen nur die Sprache der Gewalt“. Clay war es auch, der auf dem Höhepunkt der Berlin-Krise im Oktober 1961 die Mauer mit an Panzern montierten Baggerschaufeln einreißen wollte. Gottlob hat ihn sein damaliger höchster Chef, US-Präsident Kennedy, davon abgehalten.
„I have never forgotten their courage during the blockade…“
Letzte Zweifel, ob die Amerikaner überhaupt in West-Berlin bleiben sollen und sich der Aufwand einer Luftbrücke lohnt, räumt am 28. Juni 1948 der amtierende amerikanische Präsident Truman mit folgenden Worten beiseite:
„Wir bleiben in Berlin. Punktum.“
Das Foto und der Ersttagsbrief wurden von Halvorsen am 28.6.2013, dem 65. Jahrestag dieser Aussage, im hessischen Grenzmuseum Point Alpha signiert.
„Ich verstand nicht was sie sagten, aber ihre Gefühle verstand ich…“
Gail Halvorsen, Pilot einer der „Rosinenbomber“, war zu Beginn über seinen Einsatzbefehl als Versorgungsflieger für die eingeschlossenen Berliner nicht gerade erfreut. Er kannte die Deutschen nur aus der „US-Propaganda“ des 2. Weltkrieges und hatte auch einen Pilotenfreund durch Abschuss verloren.
Bei seiner ersten Landung in Berlin, vollgepackt mit Kohle, öffnete sich die Ladelucke und die Deutschen „drangen“ in sein Flugzeug. Da er ihre Worte nicht verstand, erkannte er beim Blick in ihre Augen ihre Gefühle … und die unermessliche Dankbarkeit die ihm entgegengebracht wurde. Durch den Abwurf von Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen beim Landanflug eroberte er und seine Kollegen sich die Herzen der Berliner Kinder.
Mehr zur Luftbrücke auf den Seiten des AlliiertenMuseum Berlin hier…
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