Spurensuche an der Côte d’Azur

Lilian Harvey

Ich habe mir angewöhnt vor einem Familienurlaub spezielle Recherchen anzustellen. Besonders interessieren mich Persönlichkeiten mit Beziehung zum Urlaubsort.

Bei der Eingabe von „Antibes“ ins Netz stieß ich auf den Namen Lilian Harvey (* 19. Januar 1906 in London; † 27. Juli 1968 in Juan-les-Pins, Frankreich).

Die britisch-deutsche Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin wurde vor allem durch die Musikfilme wie “Die Drei von der Tankstelle” und “Der Kongreß tanzt” in den 1930er-Jahren zu einem beliebten Star in Deutschland. Mit Willy Fritsch, ihrem Traumpartner, dreht sich danach noch elf weitere Filme.

Wohnbereich und Terrasse von Lilian Harvey

Lilian Harvey kaufte 1931 das Hotel „Villa Asmodée“ in Juan-les-Pins, zwischen Nizza und Cannes, an der Côte d’Azur. Die Villa war nur wenige Fußminuten entfernt von unserem Hotel. So machte ich mich auf den Weg dorthin. Das Schild an der Villa ließ keinen Zweifel aufkommen.

Ich klingelte und ein freundliche Herr, der Hausverwalter, öffnete mir die Pforte. Er zeigte mir Garten und Terrasse. Auf meine Frage, ob sich auch noch andere Urlauber nach Lilian Harvey erkundigen, teilte er mir mit, dass dies schon vereinzelt vorkomme. Das seien aber alles Menschen in unserem Semester. Wir schmunzelten über diese bedauerliche Tatsache.

30er Jahre

60er Jahre

Harvey nutzte im Hotel nur ein kleines Appartement mit Terrasse. Der Rest war Hotelgästen vorbehalten.

Die Villa ist übrigens heute noch ein Urlaubsdomizil und Räumlichkeiten können beim schwedischen Besitzer gemietet werden (www.villaasmodee.se)

1939 emigrierte sie endgültig an ihren Urlaubsort, weil sie von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. In Juan-les-Pins drehte sie 1940 auch ihren letzten Film “Miquette”. Nach der Besetzung Südfrankreichs ging Harvey 1942 nach Hollywood. Zuvor war sie vor französischen Soldaten und in der Schweiz in Programmen für die Stärkung der Kriegsmoral aufgetreten. 1943 erkannte das NS-Regime Harvey die deutsche Staatsbürgerschaft ab. Nach dem Krieg kehrte Harvey nach Deutschland zurück, wo sie mehrere Theaterrollen annahm.

1955/1956 lernte sie auf einer Gastspielreise durch die DDR Else Wirth (1907–2007) kennen, die von nun an ihre Lebensgefährtin und Mitarbeiterin wurde. Beigesetzt im Grab von Harvey (siehe Bild unten).

Lilian Harvey, die zeitlebens depressiv und psychisch krank war, starb in der Nacht auf den 27. Juli 1968 im Alter von 61 Jahren in ihrem Hotel an einer verschleppten Gelbsucht.

Ihre letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof “Cimetière de Rabiac” im benachbarten Antibes. Das Grab von Lilian Harvey habe ich natürlich auch besucht. Bei der Suche unter hunderten von Gräbern half mir der Zufall oder ein Wink von oben.
(Autor + Fotos: Erhard Belz)